(APA) Wien – Der Nationalbank geht der Jobabbau in Banken viel zu langsam, wie Vizegouverneur Andreas Ittner jüngst erklärte. Härtere Schnitte blieben den Instituten nicht erspart. „Es muss den Mitarbeiterabbau geben.“ Der Strukturwandel gehe hierzulande erst sehr langsam, die Kosten seien im Vergleich mit Banken anderer Länder nach wie vor zu hoch. Man müsse daher an dieser Schraube drehen. Eine Maßnahme, um betroffene Mitarbeiter zumindest aufzufangen, ist nun fixiert: Die Verhandlungen über die Arbeitsstiftung für die Mitarbeiter der heimischen Banken sind abgeschlossen, teilten die Sozialpartner am Montag mit. Wenn in den nächsten viereinhalb Jahren eine Bank Stellen streicht, kommen die Betroffenen in diese Stiftung.
Wegen der Digitalisierung der Finanzwirtschaft wird ein massiver Kahlschlag befürchtet. In Österreichs Banken arbeiten derzeit über 70.000 Mitarbeiter. Viele Jobs sind bedroht, weil die meisten Kunden ihre Bankgeschäfte mittlerweile am Computer oder Smartphone erledigen. Bei etlichen Banken wird das Filialnetz bereits ausgedünnt. Wie die Sozialpartner erinnerten, hat Notenbank-Chef Ewald Nowotny schon 2015 prognostiziert, dass mittelfristig jeder dritte Bankangestellte seinen Arbeitsplatz verlieren könnte. Stiftung vorerst bis 2022 Die Branchenstiftung ist für maximal 4.500 Mitarbeiter ausgelegt, sagte Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer. Die Banken beteiligen sich laut Rudorfer mit bis zu 36 Millionen Euro, das AMS steuert 14 Millionen bei, der Wiener Förderungsfonds Waff weitere vier Millionen. Durch die Stiftung verlängert sich die Bezugsdauer des Arbeitslosengelds. Unter 50-Jährige können bis zu drei Jahre für Fortbildungen in der Stiftung verbleiben, über 50-Jährige vier Jahre. Die Stiftung ist bis 2022 eingerichtet, Rudorfer für eine Verlängerung aber offen, „wenn sie sich bewährt“. „Die Branchenarbeitsstiftung spielt bei der Abfederung der Folgen des Strukturwandels (Stichwort neue Konkurrenten und dadurch Änderungen der Geschäftsmodelle) der Finanzbranche eine wichtige Rolle, weil sie das Instrument für eine Qualifizierung und Umschulungsmöglichkeit von MitarbeiterInnen zur Verfügung stellt“, erklärten die Verhandler in einer Aussendung. Neue Zukunftsperspektiven Helga Fichtinger, stellvertretende Geschäftsbereichsleiterin in der Gewerkschaft GPA-djp, und Wolfgang Pischinger, Verhandlungsleiter auf Gewerkschaftsseite, sehen die Errichtung der Stiftung als notwendig und richtig, damit für all jene Beschäftigten, die den Job verlieren, neue Zukunftsperspektiven ermöglicht werden. Für Rudorfer und Markus Posch, Verhandlungsleiter der Arbeitgeber, ist dieser Schritt ebenfalls „eine wesentliche Unterstützung jener Mitarbeiter, die sich entweder beruflich verändern oder sich zusätzliche Kompetenzen aneignen und dem sich in massivem Wandel befindlichen Umfeld der Kreditwirtschaft anpassen“. Die Stiftungsträger sind die Wirtschaftskammer und der Waff. (APA, red, 9.4.2018) – derstandard.at/2000077592004/Arbeitsstiftung-steht-Ruesten-fuer-Jobabbau-bei-Banken